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06. August 2025 |

Stromvermarktung ohne Förderung: Wann eignen sich Power-Purchase-Agreements?

Dank eines dynamischen Stromtarifs können PV-Anlagenbetreiber enorm profitieren.@ Michael Förtsch/Unsplash

Dynamische Stromtarife gelten als wichtiger Baustein für eine flexible, dekarbonisierte Energiewirtschaft. Gerade im Kontext erneuerbarer Stromerzeugung, beispielsweise mit Solarenergie, eröffnet das Preismodell neue Chancen für Investoren und Anlagenbetreiber. Doch wie genau funktionieren sie und was bedeuten sie für Betreiber großer PV-Anlagen? Ein Gastbeitrag von Erneuerbare Energien Aktuell.

Wie entstehen in Europa die Strompreise?

Strompreise in Europa bilden sich überwiegend an Großhandelsmärkten, insbesondere dem sogenannten Spotmarkt. Hier werden Stromlieferungen für den nächsten Tag (Day-Ahead) oder für die nächsten Stunden (Intraday) gehandelt. Das zugrunde liegende Prinzip ist die Merit-Order: Kraftwerke mit den geringsten Grenzkosten (wie Wind- und Solaranlagen) kommen zuerst zum Zug. Teurere Erzeuger folgen, bis der Bedarf gedeckt ist. Das zuletzt zugeschaltete Kraftwerk bestimmt den Preis für alle, unabhängig von den tatsächlichen Erzeugungskosten.

Dieser Marktmechanismus sorgt für eine hohe Preisvolatilität, vorwiegend in einem Energiesystem mit wachsendem Anteil erneuerbarer, wetterabhängiger Erzeugung. Faktoren wie CO₂-Zertifikate, Netzentgelte, Steuern und nationale Umlagen (z. B. in Deutschland die §19-StromNEV-Umlage) beeinflussen zusätzlich die Endpreise.

In Ländern mit hoher PV- und Windleistung kann es zu sogenannten Negativpreisen kommen, also Situationen, in denen Stromerzeuger dafür zahlen müssen, dass ihr Strom abgenommen wird. Solche Preisbewegungen bieten sowohl Risiken als auch Chancen, speziell für Betreiber großer Anlagen, die am Markt teilnehmen.

Was ist ein dynamischer Stromtarif?

Ein dynamischer Stromtarif ist ein Preismodell, das den Stromverbrauch oder die Einspeisung nicht zu einem festen Preis, sondern auf Basis aktueller Börsenstrompreise abrechnet. Die Preisberechnung erfolgt in der Regel stündlich oder viertelstündlich. Der Tarif bildet damit exakt die Marktbedingungen ab, ein Vorteil für alle, die flexibel agieren können.

Im Vergleich zu klassischen Festpreistarifen, bei denen Strom für einen fixen Preis über Monate oder Jahre verkauft oder bezogen wird, reagieren dynamische Modelle auf aktuelle Angebot-Nachfrage-Verhältnisse. Für Verbraucherinnen und Verbraucher mit dynamischem Tarif kann Strom nachts günstiger oder sogar kostenlos sein. Währenddessen fallen zur Hauptlastzeit hohe Preise an. Für Betreiber großer Anlagen bedeutet das: Die Vergütung für eingespeisten Strom kann stark variieren, aber genau hier liegt auch das Potenzial, gezielt dann zu liefern, wenn der Markt hohe Preise bietet.

Technisch notwendig sind unter anderem:

  1. Ein intelligentes Messsystem (Smart Meter)
  2. Eine direkte Marktanbindung (z. B. über Direktvermarkter)
  3. Eine digitale Plattform zur Steuerung und Prognose

Börsenpreise und dynamische Tarife: Wie hängt das zusammen?

Dynamische Tarife basieren auf den Börsenstrompreisen, die auf Handelsplattformen wie der EPEX Spot (für Zentraleuropa) oder Nord Pool (für Skandinavien) ermittelt werden. Diese Märkte bieten eine direkte Kopplung von Angebot und Nachfrage und spiegeln damit den tatsächlichen Systemzustand wider.

Der Spotmarktpreis unterliegt starken Schwankungen: Je nach Angebot an Solar- und Windstrom, Verbrauchsniveau und Netzsituation kann er von -50 bis +400 Euro pro Megawattstunde reichen. Diese Volatilität macht dynamische Tarife interessant, allerdings nur für Akteure, die ihre Einspeisung oder ihren Verbrauch aktiv steuern können.

Mit dem Einzug von Batteriespeichern, virtuellen Kraftwerken und präziser Wetterprognose gewinnen dynamische Modelle auch für PV-Großanlagen an Bedeutung. Denn nur wer schnell auf Preissignale reagieren kann, profitiert langfristig von der Preisgestaltung an der Börse.

Dynamischer Stromtarif: Vorteile und Risiken für PV-Investoren

Vorteile:

  • Mehr Erlösoptionen: Wer zu Zeiten hoher Marktpreise einspeist, kann deutlich höhere Vergütungen erzielen als mit einem fixen Tarif.
  • Flexibilität lohnt sich: Durch Batteriespeicher oder steuerbare Lasten lassen sich Preisspitzen optimal nutzen.
  • Marktintegration: Dynamische Tarife fördern das Verständnis und die Beteiligung am Energiemarkt, ein Plus für erfahrene Betreiber.
  • Digitale Steuerung: Prognose-Tools und Energiemanagementsysteme ermöglichen präzise Entscheidungen und steigern die Effizienz.

Nachteile:

  • Preisrisiko: Sinkende Börsenpreise oder negative Preise können Erträge drastisch senken.
  • Komplexität: Der Betrieb erfordert technische Infrastruktur, Know-how und ein aktives Monitoring.
  • Investitionsbedarf: Smart Meter, Batteriespeicher und Softwarelösungen sind mit Kosten verbunden.
  • Abhängigkeit von Politik: Regulatorische Eingriffe oder Änderungen im Marktmodell können das Geschäftsmodell beeinflussen.
Dynamische Stromtarife bringen sowohl positive als auch negative Aspekte mit sich. @Matthew Henry/Unsplash

So profitieren Betreiber großer Anlagen von dynamischen Tarifen

Damit dynamische Tarife kein Glücksspiel bleiben, brauchen Anlagenbetreiber strategisches Know-how und technische Unterstützung. Insbesondere bei Solaranlagen über 100 kW ist in vielen europäischen Ländern die Teilnahme an der Direktvermarktung Pflicht. Hier kommen spezialisierte Anbieter wie Direktvermarkter oder technische Dienstleister ins Spiel.

Einige Möglichkeiten zur Optimierung:

  • Einspeisemanagement via Wetterprognose und Marktdaten
  • Batteriespeicher zum Peak-Shaving oder Arbitrage-Handel
  • Virtuelle Kraftwerke, die Erzeugung bündeln und aktiv am Markt teilnehmen
  • Lastmanagement in C&I-Betrieben, um Flexibilität zur Einnahmequelle zu machen

Besonders interessant wird der Markt mit dem Ausbau großer Batteriespeichersysteme. Diese ermöglichen es einerseits, kurzfristige Preisvorteile auszunutzen, andererseits auch Systemdienstleistungen zu erbringen, etwa Frequenzhaltung oder Redispatch. Für Investoren entsteht so ein zweiter Erlöspfad neben dem klassischen Stromverkauf.

Wie können Investoren und Anlagenbesitzer dynamische Tarife optimal nutzen?

Gerade für Investoren, Projektentwickler und Betreiber großer Solarparks bieten dynamische Stromtarife neue Ertragschancen, wenn sie richtig eingesetzt werden. Voraussetzung ist jedoch eine vorausschauende Strategie, die technische Flexibilität mit fundierter Marktkenntnis kombiniert.

Ein zentrales Element dabei ist die Integration von Batteriespeichersystemen, die kurzfristige Preisschwankungen gezielt ausnutzen können. Speicherlösungen ermöglichen es, Strom nicht unmittelbar bei Erzeugung, sondern in Phasen hoher Börsenpreise einzuspeisen, ein klassisches Arbitrage-Modell. Parallel eröffnen sich Zusatzmärkte für Systemdienstleistungen, etwa Primärregelleistung oder Netzstabilisierung.

Auch im Bereich Energiemanagement gewinnen präzise Prognosesysteme und automatisierte Steuerungstools an Bedeutung. Hier kommen spezialisierte Anbieter wie meteocontrol ins Spiel: Durch Monitoring- und Regelungslösungen lassen sich Anlagen auf Marktpreise ausrichten, Betriebsdaten intelligent auswerten und die Erträge maximieren, bei gleichzeitigem Risikomanagement.

Zudem ermöglicht die enge Anbindung an Direktvermarkter und Aggregatoren die aktive Teilnahme am kurzfristigen Stromhandel, etwa am Intraday-Markt oder im Rahmen von Redispatch-2.0-Maßnahmen. Wer hier frühzeitig auf digitale Infrastruktur und Marktanbindung setzt, sichert sich langfristige Wettbewerbsvorteile.

Sind dynamische Stromtarife die Zukunft? Ein Fazit

Dynamische Stromtarife bieten enormes Potenzial, vor allem für Betreiber größerer Solaranlagen, die flexibel und digital aufgestellt sind. Sie stärken die Marktintegration, belohnen Flexibilität und schaffen neue Geschäftsmodelle rund um Speicher und Steuerung.

Allerdings erfordern sie auch ein Umdenken: Weg vom passiven Stromverkauf, hin zum aktiven Energiemanagement. Wer bereit ist, in Technik, Know-how und Partnernetzwerke zu investieren, kann von den neuen Marktmechanismen langfristig profitieren.
Mit dem weiteren Ausbau von PV-Anlagen, der Digitalisierung und dem Speicherhochlauf dürften dynamische Tarife bald zum Standard werden, insbesondere in einem europäischen Strommarkt, der stärker miteinander verknüpft und volatiler wird.

Wer als Stromverbraucher oder C&I-Unternehmen selbst flexibel bleiben möchte, sollte regelmäßig einen Stromvergleich durchführen, besonders in Zeiten steigender Energiepreise.

Über Erneuerbare Energien Aktuell

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